Verschiedenen Religionen in Indien

In Indien leben laut verschiedenen Quellen, die leicht differieren, etwa 82% Hindus, 11% Mohammedaner, 2,5% Christen, 2% Sikhs, 1% Buddhisten, 0,5% Janina, etwa 200.000 Parsen und 12.000 Juden.
Diese verschiedenen Religionen bilden den komplizierten Religionskomplex, der in Indien das Alltagsleben bestimmt.

Islam | Christentum | Buddhismus | Jaina | Sikhs  | Parsen | Bishnoi  | Das Kastenwesen |

Hinduismus   (weitere infos)

In kurzen Zügen das Wesentliche des Hinduismus anzudeuten, ist ein sehr gewagtes Unternehmen. Das Folgende soll verstanden werden als ein subjektiv gefärbter Versuch, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. Hinduismus ist die Bezeichnung für den Religionskomplex, der durch die indische Kastenordnung gegeben ist. Der Begriff Hinduismus umfaßt deshalb sehr unterschiedliche Formen religiösen Lebens und Glaubens. Der größte Teil ist der aus indisch-vedischer Vorzeit fortbestehende naive, polytheistische Volksglaube der Masse. Darüber gibt es die hinduistische Universalreligion in zwei verschiedenen Grundformen.
Auf der einen Seite existiert die unpersönliche Mystik, deren göttliches Objekt das Brahman ist, auf der anderen Seie steht der persönliche Glaube, in dem noch immer die altindischen Götter verehrt werden. Götter wie Rudra-Shiva oder Vishnu wurde zu Heilandgottheiten, denen sich ihre Gläubigen zuwenden. Diese beiden Standpunke bilden verschiedene, nicht widersprüchliche Aspekte derselben wirklichen Göttlichkeit.
Der Hinduismus selbst hat sehr viele Untergruppen mit entgegengesetzten Praktiken (z.B. Askentum und Tantrismus), und doch wissen alle, daß sie das gleiche Ziel anstreben, jeder auf seine Weise. Diese Einsicht ist jedoch nicht an den Hinduismus gebunden.
Dem Hinduismus ist jeder Missionsgedanke fremd. Lediglich einige orhodoxe Fanatiker befürchten, daß mehr Kastenlose oder Niedrigkastige zu den kastenlosen Religionen wie Buddhismus, Islam oder Christentum konvertieren könnten. So gab es in den letzten Jahren in Südindien verstärkt Übertritte zu, Islam, in Nordindien zum Buddhismus.
 Der Hinduismus beeinflußt das ganze Leben von der Geburt bis zum Tod. Religion und Alltag sind nicht voneinander zu trennen. Der Hinduismus ist keine Sonntagsreligion.
Der frühe Hinduismus entstand zwischen 1000 und 200 v.Chr. (auch Brahmanismus genannt) durch die Vermischung des nichtarischen einheimischen Drawidenglaubens und der alten arischen Vedenreligion, die die eindringenden Arier (Arya) mitbrachten. Diese sicherten sich damit auch die politische Macht, indem die Brahmanen, die höchste Kaste, allein für die richtige Ausführung der Opferhandlungen zuständig waren (siehe auch Kastensystem). Die Gottheiten der vedischen Zeit waren vor allem Agni, der Gott des Opferfeuers, Surya, der Sonnengott, und Indra, der Gewitter- und Regengott. Es gab 1028 Opfergesänge zur Anrufung der Götter.
Im 8.Jh.v.Chr. wurden die Upanishaden, die ältesten philosophischen Schriften der Inder und wahrscheinlich auch der ganzen Menschheit, aufgeschrieben, einhergehend mit einer Veränderung des Brahmanismus in Richtung des heutigen Hinduismus. Die hinduistischen Reformbewegungen, die sich vor allem gegen das rigorose Kastensystem wandten (siehe Kastensystem), Buddhismus, Jainismus und später der Islam übten ihren Einfluß auf den Hinduismus aus, dem es aber bis heute immer wieder gelang, neue Denkanstöße zu integrieren. So wurde aus Buddha einfach eine Inkarnation Vishnus, und er ist so ins hinduistische Denken eingebaut.
Es braucht also keinen zu verwundern, wenn er bei gutgläubigen Hindus gleichzeitig Bilder von Vishnu, Shiva, Buddha und Jesus einträchtig nebeneinander an der Wand findet. Ich habe bei fast allen Hindus auch eine große Toleranz in religiösen Dingen erlebt. Sie würden nie auf die Idee kommen, einen Christen zum Hinduismus bekehren zu wollen; der Missionsgedanke ist ihnen fremd. Für sie gibt es viele Wege, die Erleuchtung, Erlösung, das Nirvana, das Moksha - oder wie die vielen anderen Namen für das einzig angestrebte Ziel heißen - zu erreichen. Jedem Hindu ist es auch freigestellt, den Gott zu verehren, der ihm am besten gefällt oder gerade Abhilfe in der momentanen Problemlage schaffen kann. So wird jemand vielleicht Ganesh (Sohn von Shiva und Parvati), den beliebten Gott mit dem Elefantenkopf und dem dicken Bauch, anbeten, weil er alle Hindernisse aus dem Weg schaffen kann und als Gott der Weisheit gilt. Bei finanziellen Problemen wendet man sich dagegen an einen anderen, speziell dafür zuständigen Gott. Für den Hindu sind die verschiedenen Gottheiten nur Ausdruck und Manifestationen der verschiedenen Aspekte des Göttlichen.     

Islam                      

Der Islam ist eine streng monotheistische Religion, die von Mohammed gestiftet wurde. Mohammed wurde 570 n.Chr. geboren. Durch visionäre Erlebnisse fühlte er sich zum Propheten des einzigen Gottes (Allah) berufen. Er erkannte Moses und Jesus ebenfalls als vorläufige Propheten an, jedoch Jesus nicht als Sohn Gottes.
Es gibt nur Allah, und es ist eine Sünde, ihn durch ein Bildnis darzustellen. Mohammed starb 632 in Medina, in das er 622 mit seinen Anhängern aus seiner Geburtsstadt Mekka geflohen war.
Bei seinem Tode war der Islam schon weit verbreitet, und seine Nachfolger, die Kalifen, brachten den Islam mit 'Feuer und Schwert' im 11. und 12. Jh. nach Indien. Nach dem Koran ist die islamische Glaubensgemeinschaft zum Glaubenskrieg (Dschihad) verpflichtet. 'Ziel des Dschihad ist nicht die Bekehrung der Ungläubigen, sondern die Ausdehnung der Herrschaft der islamischen Staats- und Gesellschaftsordnung, die von Andersgläubigen nur die Unterwerfung fordert und dafür freie Religionsausübung garantiert' (nach Meyers Taschenlexikon). Deshalb hat der Islam auch nie große Erfolge in Indien erzielt, nur Kastenlose und Niedrigkastige traten zu ihm über. Gleichzeitig erklärt diese Aussage das Hegemoniestreben der islamischen Invasoren und ihrer Nachfolger in Indien.
Um Anhänger des Islam zu sein, muß man als Mindestvoraussetzung das Glaubensbekenntnis sprechen können: 'La-illaha-illa-Allah, Mohammed-ar-Rasul-Allah', was nach Indries Shah bedeutet: 'Nichts verehrt außer der Gottheit, der Gepriesene, der Gesandte des Verehrungswürdigen'. Normalerweise wird es folgendermaßen übersetzt: 'Es gibt keinen Gott außer Allah ,und Mohammed ist sein Prophet'. Außerdem sind bestimmte Regeln einzuhalten: fünfmal täglich gen Mekka gewandt beten, Einhaltung des Ramadan (Fastenmonat), den Armen Almosen geben, kein Schweinefleisch essen, keinen Wein trinken, sich nicht am Glücksspiel beteiligen. Polygamie ist erlaubt, jedoch nur vier Frauen nach dem Koran. Die Stellung der islamischen Frau ist nach unseren Maßstäben wenig beneidenswert.
Es gibt zwei islamische Hauptrichtungen, die sunnitische und die schiitische Glaubensgruppe. Die meisten n Moslems sind Schiiten, die sich auf Mohammeds Schwiegersohn Ali, der von einem Gegner ermordet wurde, berufen. Sie nehmen an, daß nur ein direkter Nachkomme oberster Imam (Oberhaupt der Gemeinde) sein kann. Das Fest Moharram gilt dem dritten Imam Husein, einem Sohn Alis, der auch ermordet wurde. Die Sunniten, denen 90 % aller Mohammedaner angehören, erkennen dagegen auch die indirekten Nachkommen als rechtmäßig an. Sie beziehen sich auf die Sunna, ein Werk, in dem alles von Mohammed Bekannte, seine Aussagen, Entscheidungen etc., niedergeschrieben ist.            

Christentum in Indien     

Wahrscheinlich kam das Christentum mit dem Apostel Thomas schon im 1. Jh. nach Indien, und etwa gleichzeitig flüchteten christlich-orthodoxe Syrer vor der Verfolgung hierher. Es war hier also früher angelangt als bei uns nördlich der Alpen. Später missionierten die Portugiesen und hatten Erfolg bei den niedrigen Kasten oder den Kastenlosen. Allerdings hat das Christentum nur an den Küstenstreifen, in Goa und Kerala, wo es auch heute noch verbreitet ist, größere Bedeutung in Indien. Eigentlich logisch, da ein hinduistischer Fischer noch nicht einmal seine eigenen Fische essen durfte. Der Hinduismus hat das Christentum einfach integriert, und auch viele Hindus betrachten Jesus Christus als Inkarnation Vishnus. Hochburgen des päpstlich-katholischen Christentums sind die ehemals portugiesische Besitzung Goa sowie Stammesgebiete in Mizoram und Manipur. Es gibt Katholiken, Presbyterianer, Syrisch-Orthodoxe, Anglikaner, Sieben-Tage-Adventisten, Methodisten, Baptisten usw.. Christliche Ashrams finden sich in Kerala

Buddhismus                  

Der Buddhismus ist eine von Buddha ("der Erleuchtete") gestiftete Weltreligion, die zunächst als Mönchs- und Nonnenreligion begründet wurde, der jedoch auch Anhänger in loser Verbindung zum Orden angehören können. Diese Laienanhänger konnten ihren weltlichen Beruf beibehalten. Der historische Buddha stiftete den Hinayana ("kleines Fahrzeug"), der den Urbuddhismus bildete. Grundlage waren "die vier heiligen Wahrheiten": vom Leiden, von der Ursache des Leidens, der Aufhebung und des Weges der zur Aufhebung des Leidens führt. Unter "Leiden" versteht man nicht die weltlichen Leiden, sondern die Gesamtheit des individuellen Daseins der Kreaturen, die dem immerwährenden Zyklus der Wiedergeburt unterworfen sind. Dieser Zustand wird als religiöses Unheil angesehen.
Das oberste Ziel des Buddhismus ist das Verlassen dieses Kreislaufes und das Eingehen in das "absolute und bewußtlose Ruhesein", das Nirwana, aus dem man nicht in ein individuelles Leben zurückkehren kann.
Dieser Mönschsbuddhismus herrschte in Indien etwa ein Jahrtausend, dann wurde er vom Hinduismus abgelöst. Nur wenige Reste des Hinayana blieben erhalten.
Ungefähr zum Begin unserer Zeitrechnung entstand im Norden Indiens ein neuer Zweig dieser Religion, das Mahayana. Die Grundlagen blieben die gleichen, aber in dieser neuen Form wird Buddha selbst als Gottheit verehrt, obwohl der historische Buddha den Gottstatus ablehnte und sich nur als "Wegweiser" zum Heil sah.
Der Mahyana breitete sich als eigentliche Weltreligion in Ostasien aus.  

Die Religion der Jaina               

Der Jainismus ist in Indien gleichzeitig mit dem Buddhismus im 6.Jh. vor unserer Zeitrechnung entstanden. Er lehnt ebenso wie dieser das Kastensystem ab und wendet sich an alle Menschen, gleich welcher Herkunft. Sein Begründer Vardhama Mahavira erhielt von seinen Anhängern, nachdem er die Erkenntnis erlangt hatte, den Namen Jaina, 'der Sieger' (daher Jainismus). Mahavira sieht sich als der letzte der 24 Weltenlehrer (Tirthankars), die immer wieder den Weg der Erlösung aufzeigen.
Die Jainas sind Vegetarier, halten sich sehr streng an das Tötungsverbot, sind asketisch eingestellt und sehen Meditation als ein sehr wichtiges Werkzeug an. Sie glauben wie die meisten asiatischen Religionen an den Kreislauf von Tod und Wiedergeburt und die Möglichkeit der Erlösung davon. Sie erkennen kein göttliches Wesen an. Götter sind nur auf einen höheren Bewußtseinsstand gelangte Lebewesen.
Viele Jains leben in Klöstern. einige tragen sogar Mundbinden, um keine Insekten versehentlich zu verschlucken, und kehren den Boden vor jedem Schritt. Das Mönchtum gliedert sich in zwei Gruppen: in die Digambaras, d.h. 'die Luftgekleideten', da sie auf jegliche Kleidung verzichten und sich nur in den Klöstern aufhalten, und die Schwetambaras, d.h. 'die Weißgekleideten'.
Die schönsten Jaintempel stehen in Mount Abu und Palitana. ein Besuch im schön gelegenen Mount Abu ist wärmstens zu empfehlen. In Indien leben 2,7 Mio. Jainas. Sie sind im Gesellschaftsbereich äußerst erfolgreich und haben viel Einfluß.

Die Religion der Sikhs                 

Die Sikh sind Anhänger einer Religionsgemeinschaft in Nordindien, die von Lehren des Hinduismus und des Islam beeinflußt wurde. Sie sind gegen Vielgötterei, Kastenwesen, Wallfahrten und für religiöse Duldsamkeit. Sie wurden durch die Verteidigung ihres Glaubens zu einem nationalen Kriegeradel und bilden auch heute noch den Kern der Indischen Armee.

Parsen                                       

 Die Parsen kamen ursprünglich aus Persien, woher sich ihr Name ableitet. Um ihrer Verfolgung durch die Muslime zu entkommen, flohen sie nach Indien. Der Begründer ihrer Lehre ist Zarathustra, wonach die Religion auch Zoroastrismus genannt wird. Über das Leben Zarathustras ist wenig bekannt. Er soll 600 v.Chr. im heutigen Afghanistan geboren sein, einer adeligen Familie entstammen und eine Ausbildung als Priester erhalten haben. Er verkündete die Existenz eines einzigen, allmächtigen, unsichtbaren guten Gottes. Er nennt ihn Ahura Masda, den Gott des Lichtes, der durch die Flammen symbolisiert wird. In den Parsentempeln brennt deshalb auch immer ein Feuer. Dieser positiven Kraft steht aber eine negative Kraft, der böse Geist Angra Manju, gegenüber, und es herrscht ein dauernder Konflikt zwischen beiden. Der Mensch wird dazu aufgefordert, sich für eine Seite zu entscheiden; er kann zum Sieg des Guten beitragen, indem er gut handelt, denkt und redet. Die Lehre ist in der heiligen Schrift, im Awesta, niedergelegt, wobei allerdings nur bestimmte Texte, die Gathas, direkt auf Zarathustra zurückgehen sollen. Mit der Zeit ist zu der ursprünglichen Lehre noch die Erwartung eines Erretters hinzugetreten, der zum Jüngsten Gericht erscheinen soll. Das Erscheinen Sauschjants wird 3.000 Jahre nach Zarathustra erwartet. Die vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde und Luft) sind den Parsen heilig und dürfen nicht verunreinigt werden. Die Toten werden deshalb auf Roste in die Türme des Schweigens gelegt und von den Vögeln verzehrt. Am bekanntesten sind die Türme des Schweigens in Bombay. Dort lebt auch die größte Parsengemeinde Indiens (ca. 80.000). Die Parsen zählen wie die Sikhs zu den wohlhabenden Indern, besitzen überdurchschnittliche Macht im Wirtschaftsleben und sind bekannt für ihre sozialen Aktivitäten. Ihre Zahl ist rückläufig, da Parsen nur untereinander heiraten dürfen. Kinder aus Mischehen gelten nicht als Parsen.  

Bishnoi: Sekte, die von Guru Jambheshwar

Das Volk der Bishnoi lebt größtenteils in der Wüste Thar im indischen Bundesstaat Rajasthan. Daneben gibt es auch in den benachbarten Bundesstaaten Gujarat, Haryana, Punjab und sowie in Delhi Bishnoi.

Die Bishnoi sind eine religiöse Gemeinschaft/Sekte, die von Guru Jambheshwar (*1451) – nach Kriegen zwischen Hindus und muslimischen Eroberern – gegründet wurde. Bishnoi bedeutet „Neunundzwanzig“; der Name kommt von den 29 ökologischen und spirituellen Geboten, die Jambheshwar aufstellte. Diese Gebote verbieten etwa den Verzehr von Fleisch und das Fällen von Bäumen. Seit mehr als 500 Jahren konnten die Bishnoi so unter schwierigen klimatischen Bedingungen überleben. Sie leben strikt lakto-vegetarisch und vertreiben auch alle Jäger und Wilderer aus ihren Gebieten.

Um das Jahr 1730 wehrten sich die Bishnoi im Dorf Khejarli in Rajasthan gegen die Abholzung von Khejri-Bäumen durch Soldaten des Maharaja von Jodhpur. Hierbei sollen 363 Dorfbewohner umgekommen sein. Der Protest war jedoch schließlich erfolgreich, und der Maharaja erließ ein Dekret gegen die Abholzung. Diese Protestaktion gilt als frühester Vorläufer der Chipko-Bewegung, in deren Rahmen indische Frauen seit den 1970er Jahren Widerstand gegen Waldzerstörung leisten.

Auszug aus ihren 29 Geboten:

  1. Großmütige und achtungsvolle Beziehung zwischen Frau und Mann
  2. Töte niemals ein Tier, egal wie klein es ist
  3. Iss niemals Fleisch
  4. Schafen und Ziegen einen Unterschlupf geben, um sie vor Schlachtung zu bewahren
  5. Denke, bevor du sprichst
  6. Habe Verständnis zu vergeben
  7. Kritisiere nicht ohne Grund
  8. Habe Mitgefühl mit allem, was lebt
  9. Fälle niemals einen Baum, beschneide keinen grünenden Baum

Der frühere Chief Minister des indischen Bundesstaates Haryana Bhajan Lal gehört zu den Bishnoi.

Das Kastenwesen    

 Das Kastenwesen ist in einigen Religionen Indiens sehr verbreitet. Es gibt vier Hauptkasten und circa 2000-4000 Unterkasten. Diese Gliederung der Gesellschaft beruht auf dem Ständesystem der alten indogermanischen Einwanderer. Die vier Hauptkasten sind Brahmanen (Priester), Kschatriyas (Krieger,Adel), Vaischas (Kaufleute) und Sudras (unterworfene Bauern), zu denen auch noch die Parias (Unberührbare) kommen, die außerhalb dieses System stehen.
Man unterscheide je nach Herkunft zwischen Stammes-, Berufs-, Sekten- oder Nationalen Kastem. Durch Kreuzung, Beruf- oder Brauchtumsänderung oder Wanderung entstanden neue Kasten. Anfangs war das Kastensystem flexibel und berufsgebunden, d.h. daß man durch wechseln des Berufes auch die Kaste wechseln konnte. Allerdings erstarrte dieses flexible System im Laufe der Zeit und ist heute nicht mehr an den Beruf gebunden, sondern wird vererbt. Das bedeutet, daß man die Kaste, in die man hineingeboren wird, im Laufe seines Lebens nicht wechseln kann. Dem Glauben der Inder nach hängt es vom jetzigen Leben ab, in welche Kaste man hineingeboren wird. Je besser und gottgefälliger man lebt, desto höher ist die Kaste, in der man wiedergeboren wird. Auch Moslems und Christen teilen sich in Kasten, was die indische Entwicklung hemmte und von Ghandi energisch bekämpft wurde. Die Unberührbarkeit zwischen den Anhängern verschiedener Kasten wurde in der indischen Verfassung 1948 aufgehoben, aber die Menschen in Indien halten aus religiösen und traditionellen Gründen auch heute noch dieses System der Gesellschaftstrennung ein

Ethnische Zusammensetzung

Indien ist ein Vielvölkerstaat, dessen ethnische Vielfalt ohne weiteres mit der des gesamten europäischen Kontinents vergleichbar ist. Etwa 72 Prozent der Bevölkerung sind Indoarier. 25 Prozent sind Draviden, die hauptsächlich im Süden Indiens leben. 3 Prozent entfallen auf sonstige Völkergruppen, vor allem tibeto-birmanische, Munda- und Mon-Khmer-Völker im Himalayaraum sowie Nordost- und Ostindien.

8,6 Prozent der Einwohner gehören der indigenen Stammesbevölkerung an, die sich selbst als Adivasi bezeichnet, obwohl sie ethnisch höchst uneinheitlich ist. Die indische Verfassung erkennt mehr als 600 Stämme als sogenannte Scheduled Tribes an. Sie stehen meist außerhalb des hinduistischen Kastensystems und sind trotz bestehender Schutzgesetze sozial stark benachteiligt.[ Hohe Bevölkerungsanteile haben die Adivasi in der Nordostregion (besonders in Mizoram, Nagaland, Meghalaya, Arunachal Pradesh, Manipur, Tripura, Sikkim) sowie in den ost- und zentralindischen Bundesstaaten Jharkhand, Chhattisgarh, Odisha und Madhya Pradesh. Auf Grund der sozialen Diskriminierung genießen linksradikale Gruppierungen wie die maoistischen Naxaliten bei Teilen der Adivasi starken Rückhalt. Dazu kommen separatistische Bewegungen verschiedener Völker – etwa der mongoliden Naga, Mizo und Bodo, aber auch der indoarischen Assamesen – in Nordostindien, wo Spannungen zwischen der einheimischen Bevölkerung und zugewanderten Bengalen, größtenteils illegale Einwanderer aus Bangladesch, für zusätzliches Konfliktpotenzial sorgen.

Die Zahl der illegal eingewanderten Bangladescher in Indien wird auf bis zu 20 Millionen geschätzt. Die rund 100.000 in Indien lebenden Exiltibeter, die seit der chinesischen Besetzung Tibets in den 1950er Jahren aus ihrer Heimat geflohen sind, werden dagegen offiziell als Flüchtlinge anerkannt und besitzen eine Aufenthaltsgenehmigung. Des Weiteren leben etwa 60.000 tamilische Flüchtlinge aus Sri Lanka auf indischem Gebiet.